Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung ist eine in Originalgröße nachgebaute, hölzerne Rolltreppe von Christian Engelmann sowie eine Scherbeninstallation von Alix Stadtbäumer. Dabei beziehen sich die beiden Künstler*innen auf ein historisches Moment in der Geschichte der Stadt, respektive des Kaufhauses Uhlfelder der gleichnamigen jüdischen Familie, das Anfang des 20. Jahrhunderts an der jetzigen Stelle der Artothek im Rosental beheimatet war.
Eine Besonderheit und herausragende Attraktion des beliebten Kaufhauses war eine Rolltreppe, die erste in der Stadt München. Die Rolltreppe als Kunstwerk fungiert hier als gedanklicher Motor und Zeitmaschine vor dem Hintergrund der Enteignung der jüdischen Besitzer und der Zerstörung des Kaufhauses im November 1938 durch die Nazis. Das Ausmaß der Zerstörung von 1938 war immens. In dem Eckschaufenster im Rosental war die Haushaltswarenabteilung untergebracht. Die historischen Fotos aus dem Archiv zeigen tausende Scherben und zersplitterte Schaufenster. Alix Stadtbäumer greift die Bilder der Zerstörung auf und lenkt mit ihrer Scherbeninstallation die Aufmerksamkeit auf die Dualität von Destruktion und Schönheit.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war die Rolltreppe Ausdruck technischen Fortschritts. Man genoss die Fahrt „hinauf“, so wurden zum Beispiel im Kaufhaus Harrods den Passagieren am Ende jeder Fahrt Brandy und den weiblichen Fahrgästen Riechsalz gereicht. Eine schöne Anekdote, deren Leichtigkeit im Gegensatz zur Geschichte steht, die aber in Engelmanns raumgreifenden Maschinenmonster spürbar wird.
Christian Engelmann
Alix Stadtbäumer
Zur Ausstellung erschien am 19. Februar 2025 ein Artikel von Evelyn Vogel in der Süddeutschen Zeitung