Kunstverleih fĂĽr Alle
Grafik, Websitegestaltung: schwarze Strichzeichnung. Torso eines menschähnlichen, stilisierten Hunds; hält ein kugelförmiges Geflecht aus ineinanderlaufenden Schläuchen in seinen Händen. Der neutrale Gesichtsausdruck ist mit einem geraden Strichmund angedeutet; abstehende schwarze Schlappohren und eine rundliche, schwarze Nase geben der Zeichnung einen humorvollen, scherzhaften Charakter.

Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst aus München
Foto: Installationsansicht der Ausstellung „blended spheres“ von Julia Klemm im Bildersaal. In einem hellen, minimalistischen Ausstellungsraum stehen mehrere skulpturale Objekte aus Keramik auf dem Boden verteilt. Die Skulpturen variieren in Form und Größe und bestehen aus abstrakten, organischen Formen in verschiedenen Erdtönen wie Beige, Rosa und Grau mit vereinzelten, bunten Akzenten. Die Objekte wirken roh und archaisch, einige von ihnen ruhen auf zylindrischen Sockeln, die wie grob behauene Stützen aussehen. Die Beleuchtung ist schlicht und dezent, wodurch die Skulpturen im Raum hervorgehoben werden.
Foto: Installationsansicht der Ausstellung „X-ray“. Ein abgedunkelter Ausstellungsraum mit mehreren abstrakten Kunstobjekten, die mit sorgfältig gewähltem Abstand zueinander im Raum platziert wurden. Im Vordergrund steht ein großes, rechteckiges, niedriges Becken mit roten Seitenwänden, in dem eine Projektion von Wasserwellen oder Blasen auf die Wasserfläche zu sehen ist. An der Wand im Hintergrund hängt ein großformatiges Leinwandbild, auf der die Form eines stilisierten Körpers gemalt wurde. Sie erinnert an eine futuristische oder organische Struktur und wird von einem sanften Licht umrahmt, welches aus einer vor dem Bild und von der Decken hängenden, dunklen Tonskulptur scheint. Etwas weiter links vorne von der Leinwand hängt ein weiteres, skulpturales Objekt an einer Ketten von der Decke. Auch diese Formen wirken organisch und erinnern an archäologische Artefakte. Auf dem Boden rechts liegt eine weitere dunkle Skulptur. Sie besteht aus einer unter- und Oberschale, welche durch mehrere Metallstifte miteinander verbunden sind. Der Raum strahlt eine ruhige, fast meditative Atmosphäre aus.
— Credits: Sarah Doerfel, Foto: Christoph Grothgar

X-ray


Sarah Doerfel

Laufzeit
17.05. — 29.06.2024
Vernissage
16.05.2024, 19:00
Kuration
Tina Hudelmaier, M. A.

„X-ray“ ist den spekulativen Elementen in der Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Körper gewidmet.

Zum einen wird die frühe Embryonalentwicklung der Wirbeltiere betrachtet: Menschen und ihre Wirbeltierverwandten springen zwischen den Jahrmillionen der Evolution ihrer Vorfahren und entwickeln zeitweise Fischaugen, Kiemenbögen, Reptilienmuskeln und einen Schwanz. Diese Entwicklungsphasen sind seit Darwin bekannt und öffnen der modernen Wissenschaft weiterhin weite Türen für Spekulationen. Die postnatale Lebensform scheint noch verhandelbar zu sein, der künftige Lebensraum noch nicht festgelegt, die Zeitrechnung im Uterus auf geologischer Tiefenzeit basierend.

Andererseits betrachtet „X-ray“ etruskische Votivgaben: Im antiken Mittelitalien wurden vor den Tempeln auch Opfergaben in Form von KeramikabgĂĽssen menschlicher Organe verkauft. Anatomische Votivgaben stellen ein bestimmtes Körperteil dar und drĂĽcken den Wunsch oder die Dankbarkeit fĂĽr dessen Heilung aus. Diese Tradition findet sich weltweit in verschiedenen Kulturen und wird seit Jahrtausenden bis heute praktiziert. Aufgrund des Verbots menschlicher Sezierungen in der römischen Antike war das anatomische Wissen ĂĽber das Innere des Körpers stark eingeschränkt. Dies fĂĽhrte zu abstrakten organischen Votivgaben, die Archäolog*innen heute Rätsel aufgeben; einige Repliken dieser sind in der Videoinstallation zu sehen. Die Forscherin Helen King, die sich auf Gender Studies und die Geschichte des Körpers spezialisiert hat, schreibt diesen Funden eine „gezielte Unbestimmtheit“[1] zu. Viele ihrer Kolleg*innen sehen die Organe als Darstellungen der Gebärmutter, und einige spekulieren sogar, dass die Opfergaben eine sekundäre Funktion als Musikinstrumente hatten, da einige eine schallende Murmel enthalten. – Sarah Doerfel

[1]Helen King, „When is a womb not a womb?“, The Votives Project, https://thevotivesproject.org/2017/02/17/when-is-a-womb-not-a-womb/, zuletzt aufgerufen am 16.05.2024.

Gefördert von

Bilder der Ausstellung

Foto: Installationsansicht der Ausstellung „X-ray“. Ansicht 2. Im Vordergrund des leicht abgedunkelten Ausstellungsraums sieht man das Wasserbecken mit den roten Seitenwänden, in dessen Inneres Wasserwellen oder -blasen von einem Beamer außerhalb des Bildes herab projiziert werden. Im Hintergrund links neben dem Becken befindet sich wieder die zweischalige Kugelskulptur am Boden. Aus diesem Winkel ist zu erkennen, dass ein größerer Abstand zwischen der oberen und der unteren Schale besteht. Hinten, an einer eingezogenen Wand, die nach rechts nicht abschließt, hängen auf Augenhöhe zwei kleine, leuchtende Bilder in warmen Gelb- und Orangetönen, die abstrakte Formen zeigen und sanft beleuchtet sind, was ihnen eine schwebende Wirkung verleiht. Das Licht fällt auf sie aus einer dunklen bauchigen Skulptur, die an einer Kette von der Decke herabhängt und nach Vorne hin eine längere, rohrförmige Ausformung aufweist.
— Credits: Sarah Doerfel, Foto: Christoph Grothgar
Foto: Ausstellungsansicht „X-Ray“. Detailansicht der Skulptur am Boden. Dieser ist hellgrau, einheitlich gestrichen. Im Hintergrund ist der untere Teil einer weißen Ausstellungswand zu sehen. Das Kunstwerk besteht aus zwei dunklen, schalenförmigen Teilen, die durch mehrere Metallbolzen und Muttern miteinander verbunden sind. Die Oberseite der Skulptur hat eine wellenartige Struktur und erinnert an antike Vasenform mit grob abgeschlagenen Rändern, oder auch an eine organische oder fossile Form, ähnlich einer Muschel oder einem Rückenpanzer. Die raue, dunkle Oberfläche und die massive Bauweise verleihen der Skulptur eine archaische und robuste Ausstrahlung. Die minimalistischen Umgebung und die dezente Platzierung des Objekts im Raum betonen dessen Struktur und Materialität.
— Credits: Sarah Doerfel, Foto: Christoph Grothgar
Foto: Installationsansicht der Ausstellung „X-ray“. Ansicht 3. Auf einer schräg angeschnittenen Wand in der rechten Bildecke befinden sich zwei kleine, leuchtende Bilder in warmen Gelb- und Orangetönen, die abstrakte Formen zeigen und sanft beleuchtet sind. Sie scheinen hierdurch  nahezu zu schweben. Die Gemälde zeigen fantasievolle, organische Formen, die an Zellen oder mikroskopische Strukturen erinnern. Das Licht fällt auf sie aus einer dunklen bauchigen Skulptur, die an einer Kette von der Decke herabhängt und nach Vorne hin, wie man aus diesem Winkel erkennt, zwei längere, rohrförmige Ausformungen aufweist.  Die Gesamtkomposition des Raums wirkt ruhig und lädt zum Nachdenken ein, mit einem Schwerpunkt auf der Verbindung zwischen Natur und Abstraktion.
— Credits: Sarah Doerfel, Foto: Christoph Grothgar
Foto: Installationsansicht der Ausstellung „X-ray“. Ansicht 4. In dem nun hellen Ausstellungsraum hängen zwei großformatige, abstrakte Gemälde über Ecke an einer weißen Wand auf selber Höhe. Das linke Bild zeigt eine organische, verzweigte Form in violetten und bläulichen Tönen, die an mikroskopische Strukturen oder Zellen erinnert. Das rechte Bild zeigt eine abstrahierte, herzartige Form, umgeben von feinen, wurzelähnlichen Linien, die in sanften Rosa- und Gelbtönen gehalten ist und ebenfalls eine organische Ästhetik hat. Etwas weiter rechts im Vordergrund des rechten Bildes hängt ein dunkles, skulpturales Objekt an einer Kette von der Decke, das aus zwei unregelmäßig geformten Elementen besteht. Sie sind in der Mitte durch einen dicken Metallringe verbunden.
— Credits: Sarah Doerfel, Foto: Christoph Grothgar