Die Ausstellung „Dämmerung“ zeigt im Kontext der Munich Jewellery Week einen Einblick in die innere Arbeitsweise von modernen Schmuckkünstler*innen. Persönlich und introvertiert, aber auch handwerklich und künstlerisch. Von den Künstler*innen Naama Bergmann,
Junwon Jung, Mari Iwamoto, Merlin Klein, Jing Yang sind sowohl Schmuckarbeiten als auch Arbeiten anderer Formate zu sehen. „Dämmerung“ bezieht sich auf diesen transitorischen, inspiratorischen Charakter dieser Arbeiten, die in einem Zwischenraum zwischen handwerkli-cher Präzision und höchsten Forderungen konzeptueller Kunst stehen.
Dämmerung ist kein Zustand, sondern eine Geschwindigkeit: Nämlich das langsame Tempo eines jeden echten Übergangs. Das Wort, das im Deutschen sowohl die Bewegung des Eindunkelns als auch des Aufhellens bedeuten kann, ist eine präzise Metapher für unser Verstehen von Kunst und künstlerischen Prozessen. Was eine künstlerische Arbeit bedeutet, begreift man demnach nicht schnell, mit Ideen oder Worten. Es ist ein leiblicher Vorgang, der seine eigene Dauer hat – wie bei einem Gang bei Dämmerung, wo die Augen alle Farben zwischen hellrot und dunkelblau trinken lernen. Genauso ist der Sinn eines Kunstwerks etwas, das uns langsam aufdämmert. Kunst zu verstehen bedeutet, Dinge in einem veränderten Licht zu sehen, und sich dabei als verändert zu verstehen.
Die Ausstellung „Dämmerung“ lädt zu einer solchen Langsamkeit des Verstehens ein – dies inmitten einer Welt, die sich fast nicht noch mehr beschleunigen kann. Die fünf Künstler*innen zeigen Arbeiten im Bereich Kunstschmuck parallel zu ihren Arbeiten aus anderen Kunstbereichen. So bilden sich hier Dämmerungszonen mit langen Schatten – zwischen verschiedenen Arbeitsweisen, Materialien, Stilen und Themen. Dort werden Fragen gestellt, zu unserem Verhältnis zur Körperlichkeit, zum Krieg, zur Vergänglichkeit und Ewigkeit. Es sind ausgedehnte Zwischenräume, in denen es genug Zeit für Gedanken gibt, die sich nur langsam entwickeln können. Es ist seltsam, dass gerade Dunkelheit beim Sehen hilft; dass Entschleunigung direkter zum Ziel führt. Das aber ist vielleicht der eigentliche Reiz von Kunst in unserer Zeit.