Kunstverleih für Alle
Grafik, Websitegestaltung: schwarze Strichzeichnung. Torso eines menschähnlichen, stilisierten Hunds; hält ein kugelförmiges Geflecht aus ineinanderlaufenden Schläuchen in seinen Händen. Der neutrale Gesichtsausdruck ist mit einem geraden Strichmund angedeutet; abstehende schwarze Schlappohren und eine rundliche, schwarze Nase geben der Zeichnung einen humorvollen, scherzhaften Charakter.

Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst aus München
Foto: Ansicht der Ausstellung
Fotografie im Querformat. Ganzkörperporträt eines Fischers in einem leeren Raum. Während der Mann einen neuen Köder an seinem Angelhaken zu befestigen scheint, zeigt sein hinter ihm an der Wand liegender Schatten paradoxerweise einen überdimensional großen Stiefel an der Angelrute.
— Credits: Teun Hocks, Foto: Max Geuter

Teun Hocks: o. T.

Künstler*innen
Teun Hocks
Jahr
1988
Materialien
Fotografie
Maße
Bildmaße: 50,5 x 60 cm
Rahmenmaße
Rahmenmaße: 62,5 x 82 cm

Beschreibung

Teun Hocks – Absurde Selfies und inszenierte Fotografie

Seine Angelrute zwischen die Beine geklemmt, befestigt ein Mann vermutlich einen frischen Köder am Angelhaken. In der Ecke eines vorgeblichen leeren Raumes sitzt beziehungsweise steht der deplatziert wirkende Mann in voller Montur wortwörtlich auf dem Trockenen. Sein hinter ihm liegender Schatten auf der himmelblauen Wand verstärkt die gleichwohl aussichtlose wie paradoxe Lage: lediglich ein alter, überdimensionierter Stiefel beißt hier noch an. Das lichtarme Zerrbild als ‚Foreshadowing‘, eine Vorahnung? Unzweifelhaft ist der Protagonist selbst für seine missliche Lage verantwortlich, ist der Abgebildete doch der Künstler Teun Hocks persönlich.

Die surreale anmutende Szenerie ist typisch für die ab den 1980er-Jahren geschaffenen Werke des niederländischen Künstlers. Ausgangspunkt für die oft tragikomischen Motive sind Zeichnungen Hocks, die später im eigens eingerichteten Studio medial transformiert werden. Bei den analogen Fotografien handelt es sich um aufwendig inszenierte, oft großformatige schwarz-weiß Aufnahmen, die der Künstler im Nachgang mittels dünnflüssiger Ölfarbe koloriert. Hocks unterläuft damit zum einen den der Fotografie inhärenten Wahrheitsanspruch, zudem steuert er so präzise die Atmosphäre seiner Werke. Auch im hier vorliegenden Kunstwerk aus der Sammlung der Münchner Artothek inszeniert der Künstler ein verspieltes und gleichzeitig technisch hoch anspruchsvolles, mediales Schauspiel. Im Sinne eines erweiterten Selbstporträts verhandelt der Künstler nicht nur die äußere Darstellung seiner Person, sondern auch den eigenen Umgang mit inneren Spannungen, Zweifeln und Scheitern. Der comichafte, abgetragene Stiefel als Beifang wird so zum Symbol enttäuschter Erwartungen und vergeblicher, menschlicher Bemühungen – die humoristische Inszenierung zum tröstenden Ausweg.

1948 in Leiden geboren studiert der Künstler an der AKV St. Joost. Neben zwei langjährigen Lehraufträgen in den beiden Teildisziplinen der bildenden Kunst ‚Fotografie‘ und ‚Zeichnen‘ folgen unzählige internationale Ausstellungen in renommierten Galerien und Museen. Im Februar 2022 verstarb Teun Hocks mit 74 Jahren als einer der prägenden Figuren in der neueren niederländischen Fotografiegeschichte.

TEXT: Adrian Kunder, 2025.